Wir gehen gemeinsam auf die Reise in den Landkreis Teltow-Fläming. Wir schauen uns Zahlen, Daten und Fakten zu dem Landkreis an und diskutieren, welches Innovationspotenzial in ihm schlummert. Gemeinsam entdecken wir, welche ungenutzten Chancen im Landkreis stecken und welche Problemlagen auf findige Ideen warten.
Regionalsteckbriefe und Entrepreneurship –
Wie passt das zusammen?
Regionale Steckbriefe sind ein Instrument, das bereits durch verschiedene öffentliche Interessensvertretungen, wie z. B. Gemeinden oder Industrie- und Handelskammern genutzt wird. Mit den Steckbriefen können zentrale Daten und Informationen auf unterschiedlicher Ebene, also z. B. für Gemeinden, Landkreise oder anderweitig definierte Größenordnungen zusammengefasst und übersichtlich dargestellt werden. Heute: Teltow-Fläming.
Teltow-Fläming ist seit ein paar Jahren in Folge Ostdeutschlands wirtschaftlich erfolgreichste Region, wenn man die wirtschaftlichen Faktoren betrachtet
Die Keyfacts der Wirtschaftsstruktur
Eine Studie der IHK-Potsdam untersuchte unter anderem das Wirtschaftsprofil der Region. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich der Landkreis auf mehreren Ebenen auf Wachstumskurs befindet. So steigt die Zahl der Einwohner*innen seit 2011 kontinuierlich und über Bundeslanddurchschnitt an. Und Prognosen gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird. Auch die Zahl der Beschäftigten ist im Zeitraum 2008 bis 2015 um 12,3 Prozent gestiegen. Und gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen gesunken. Es zeigen sich starke Pendlerverflechtungen mit der Region Berlin. Besonders im nördlichen Teil des Landkreises.
Sieht man sich zudem das Bruttoinlandsprodukt an, liegt dieses sogar über dem Bundesdurchschnitt. Vor allem die Industrie boomt. Insbesondere hat Teltow-Fläming einen hohen Besatz an sogenannten wissensintensiven Industrien. Diese gelten allgemeinhin als exportorientiert. So liegt auch auch die Exportquote des Landkreises über Brandenburg- und sogar Deutschlandniveau. Darüber hinaus ist insbesondere der Norden des Landkreises eine Drehscheibe im Bereich Logistik der Region Berlin. So haben sich im GVZ – dem Güterverkehrszentrum Großbeeren – zahlreiche Logistikunternehmen angesiedelt. Und auch dieser Trend wird zunehmend anhalten – nicht nur im Bereich Logistik, sondern bspw. auch im Handel oder dem Sozial- und Gesundheitswesen [1].
Die Wissenschaftslandschaft
Zwar ist in Teltow-Fläming keine Hochschule angesiedelt, doch es gibt die Hochschulpräsenzstelle der TH Wildau und der FH Potsdam. Präsenzstellen fungieren ja als Außenstellen von Hochschulen in eher ländlich geprägten Räumen ohne örtliche Hochschulen und ermöglichen Schüler*innen, Studieninteressierten, Bürger*innen und Unternehmen die Möglichkeit einen direkten Zugang zur Bildung bzw. Weiterbildung und zum Wissens- und Technologietransfer [2].
Darüber hinaus finden sich in Teltow-Fläming auch andere wissenschaftliche Institutionen wie der Biotechnologiepark in Luckenwalde mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Biotechnologie oder aber auch das privatwirtschaftliche Energy-Brenner Testzentrum von Siemens in Ludwigsfelde mit dem Schwerpunkt Verbrennungsprozesse in Gasturbinen.
Aber besonders im Bereich Umwelt und Landwirtschaft sind viele Wissenschaftsinstitutionen in TF angesiedelt. So z. B. – um nur zwei zu nennen – das Leibnitz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenanbau in Großbeeren oder aber die landwirtschaftlich-gärtnerische Fakultät der HU zu Berlin in Thyrow [3].
Aber auch Testbeds und spezifische Netzwerke zur Unterstützung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen gibt es im Landkreis.
Brennende Herausforderung
Im Sommer 2019 brannten im Landkreis große Waldflächen. Die Waldbrandgefahr scheint ein dauerhaftes Problem in dem Landkreis zu sein. Wie kommt es dazu? Sind dies Folgen Folgen der anhaltenden Trockenheit oder gibt es noch weitere Faktoren, die darauf einspielen?
Die Waldbrandgefahr ist in ganz Brandenburg relativ hoch. Und ja sicher, es gibt Landkreise, in denen brennt es häufiger und in anderen weniger. In Teltow-Fläming brennt es laut Waldbrandstatistik gar nicht so viel häufiger als in anderen Landkreisen Brandenburgs [4]. Jedoch sind die Brände bezogen auf die Fläche häufig größer. Und jetzt fragt man sich warum ist das so?
Natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle. Trockenheit und Dürre der letzten Sommer mit gleichzeitig wenig Niederschlag sind natürlich ein besonders großer Faktor in Zusammenhang mit Waldbränden. Neben den Witterungsbedingungen spielt häufig fahrlässiges Verhalten von Menschen eine Rolle. Also z. B. der Zigarettenstummel, der ohne große Hintergedanken weggeworfen wird [4].
Wenn wir uns jetzt Jüterbog ansehen, gibt es hier tatsächlich einen weiteren Grund, der Waldbrände auslöst und/oder die Löschung dieser Brände erschwert. Der Waldboden rund um Jüterbog ist stark mit altem Sprengstoff und Munition belastet, weil sich dort über 150 Jahre lang ein Truppen- bzw. Schießübungsplatz befand, der schon in der Kaiserzeit angelegt wurde. So kam es, das über die Jahre, erst zur Kaiserzeit, dann während des Zweiten Weltkrieges und schließlich zu Sowjetzeiten eine große Menge immer noch gefährlicher Sprengstoffe im Boden liegt. Und das Interessante hierbei ist, dass es hier nicht viel braucht, damit sich diese Stoffe selbst entzünden und einen Waldbrand auslösen. Phosphor, ein häufiger Bestandteil von explosiver Munition, hat die Eigenschaft schon wenig über 20 Grad sich selbst entzünden zu können [5].
Waldbrände als solche sind immer eine Herausforderungen für die Feuerwehr. Hinzu kommt dann aber noch die Tatsache, dass es um ein Vielfaches schwieriger ist, Brände zu löschen, wenn eine hohe Explosionsgefahr besteht. Die Feuerwehr hat dann häufig nur die Möglichkeit „von außen“ zu löschen, was natürlich unglaublich lang dauert und wenig Kontrolle zulässt und selbst „von oben“ wird es schwierig, weil auch Hubschrauberpiloten darauf achten müssen, in keine Detonationswolke hineinzufliegen.
Aber auch speziell für die Feuerwehr ergeben sich Herausforderungen, wie dem Entgegenwirken des Fachkräftemangels, der Aus- bzw. auch Weiterbildung von Feuerwehrfrauen- und männern und ganz klar an sich die Digitalisierung der Feuerwehr. Dazu kommen dann noch mal die Schaffung nötiger rechtlicher Rahmenbedingungen oder die Nachhaltigkeit von Löschstoffen usw. usw. Also definitiv ein höchst breites Feld, das viel Expertise und neue Ideen gebrauchen kann.
Zukunftsorientierte Lösungen
Aus dem breiten Spektrum der einzelnen Probleme und auch Herausforderungen, das sich in Zusammenhang mit der Waldbrandproblematik ergibt , lässt sich natürlich auch ein breites Spektrum an Forschungsfeldern, die bei der Suche nach einer Antwort entweder einzeln oder eben interdisziplinär helfen können, ableiten. So rücken wissenschaftliche Disziplinen wie die Automatisierungstechnik, Telematik oder die Materialforschung in den Fokus, aber auch zunächst nicht so nahe liegende Forschungsfelder wie die Betriebswirtschaft oder Rechtswissenschaften nehmen gerade in Hinblick auf der Entwicklung von Geschäftsmodellen oder der Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen ihre berechtigte Rolle ein.
Und vergessen wir natürlich nicht die relevanten Technologien wie Sensorik, Navigation, Bildverarbeitung, Datenverarbeitung oder Messtechnik, die bei der Lösung der Probleme auch eine Schlüsselrolle einnehmen können.
Zusammenfassend kann festgehalten werden: ein Zusammenspiel dieser oder eben auch anderer Forschungsfelder und Technologien kann bei der Lösung der oben genannten Herausforderungen helfen und die Entwicklung von neuen Geschäftsideen und -modellen vorantreiben.
Quellen:
[1] https://www.ihk-potsdam.de/blueprint/servlet/resource/blob/3556886/761d2b91bfdc6abe507faae2db10a576/gewerbestudie-tf-data.pdf
[2] https://www.praesenzstelle-luckenwalde.de/
[3] https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/einrichtungen/freiland/thyrow
[4] https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/wbra2019.pdf
[5] https://www.gemeinde-niedergoersdorf.de/
Text: Josephine Jung, Martina Konieczny
Bildmaterial: Peter Kessel