Interview mit Kolistraw

Nachhaltig den Sommercocktail schlürfen? Die Strohhalme von Kolistraw sind nicht nur für die Umwelt ein Genuss! Felix und Tom berichten in dem Interview, wie sie auf die Idee gekommen sind und welche Vision sie antreibt.

Hallo Felix, Hallo Tom. Stellt euch doch mal kurz unseren Leser*innen vor.

Tom Sprenger: Wir sind zwei Studenten aus Berlin und Brandenburg. Kennengelernt haben wir uns während unseres Bachelorstudiums an der TH Wildau. Ich bin 26 Jahre alt und mache derzeit meinen Master in Berlin und arbeite nebenbei noch als Werkstudent. Ich erhoffe mir, dass ich nach dem Abschluss meines Studiums mich voll und ganz auf die Arbeit in unserem Startup konzentrieren kann. In unserem Unternehmen übernehme ich alle Tätigkeiten, die mit Finanzen und Marketing zu tun haben.

 

Felix Henze: Ich bin 25 Jahre alt und mache gerade auch noch meinen Master an der TH Wildau. Nebenbei arbeite auch ich als Werkstudent. In unserer Unternehmensgesellschaft übernehme ich alles was mit dem Vertrieb und Logistik unseres Kolistraws zu tun hat. Natürlich freue auch ich mich, nach dem Abschluss meines Studiums den vollen Fokus auf das gemeinsame Unternehmen legen zu können.

 

Ihr möchtet als Unternehmer mit eurem „Kolistraw“ durchstarten – was verbirgt sich hinter dem Namen?

Felix Henze: Unser Name hat sozusagen zwei Bestandteile „Koli“ für Kolibri und „Straw“ für Strohhalm. Mit dem Kolibri wollen wir eine Verbindung zur Natur herstellen, da der Kolibri seinen Schnabel zum Trinken in die Wasserquelle hält und das gut zu unserem nachhaltigen Gedanken passt, Dinge zu verwenden, die uns von der Natur zur Verfügung gestellt wurden. Des Weiteren verwendet der Kolibri seinen Schnabel ähnlich wie einen Strohhalm. Das „Straw“ steht somit für unser Kernprodukt, mit dem wir anfangen wollen, Bars und Veranstalter*innen den Nachhaltigkeitsgedanken näher zu bringen. Sobald wir etabliert sind, planen wir weitere umweltfreundliche Produkte unserem Produktportfolio hinzuzufügen.

 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen eine Alternative zu herkömmlichen Plastikstrohhalmen zu entwickeln? Wer oder was trieb euch dabei an?

Tom Sprenger: Die Idee entstand, als wir an einem sommerlichen Freitagabend mit einem Cocktail in einer Bar saßen. Als wir uns dann umgeschaut haben, fiel uns sofort auf, dass dieses Produkt schon so in unserem Alltag angekommen ist, dass es uns gar nicht mehr bewusst ist, wie viel Plastikmüll durch den Konsum unseres Cocktails allein durch Strohhalme anfällt. Da wir nicht nur Strohhalme für Cocktails benutzen, sondern für alles Mögliche, ist uns das immense Ausmaß unseres Konsums erst bewusst geworden. Ab diesem Zeitpunkt war uns beiden klar, dass sich etwas ändern muss!

Angefangen mit der Suche nach guten Ersatzprodukten haben wir überlegt dem Strohhalm auf seinen Ursprung zurückzuverfolgen und eine Alternative aus Stroh anzubieten. Als wir dann aber bemerkt haben, dass dies qualitativ nicht unseren Wünschen entspricht, haben wir uns wieder auf die Suche begeben. Nach etlichen Alternativen hatten wir dann mit dem Halm aus einer Art Schilfgras den perfekten Ersatz für den Plastikhalm gefunden.

 

Und welche Mission und unternehmerische Vision verfolgt ihr mit eurem Unternehmen?

Felix Henze: Unsere Mission ist es, den Markt für Einwegstrohhalme von allen plastikbehafteten Produkten zu säubern. Ganz gleich, was unsere Kundinnen und Kunden für Bedürfnisse haben, wir sind da und arbeiten an dem passenden Alternativprodukt, um auch den letzten Plastikhalm aus den Geschäften oder Veranstaltungen zu vertreiben. Unsere Vision ist es, dass jeder Mensch, jedes Lebewesen und vor allem Mutter Natur das Recht auf ein unbeschwertes Leben hat. Ohne eine Flut von nicht abbaubaren Plastikprodukten, die nicht nur unsere Meere schädigen, sondern ein Risiko für all das Leben auf der Welt darstellen. Daher wollen wir unseren Teil dazu beitragen, unsere Welt von Plastik zu befreien. Es geht für uns darum das Richtige zu tun.

 

Kolistraw kurz gefasst!

»Zu Beginn weiß man nicht, wo man mit seinem Gründungsvorhaben landet und wie sich das Produkt entwickeln wird. Worin man sich aber sicher sein kann ist, dass man eine Menge fürs Leben und für die berufliche Karriere lernen wird – ganz gleich, wo man dann endet.«

Tom Sprenger

Das Thema Umweltschutz und Klimawandel ist durch die globale Bewegung „Fridays for Future“ mehr in den Köpfen verankert. Das bereits beschlossene EU-Verbot von Plastikstrohhalmen lässt Unternehmen nach umweltfreundlichen Verpackungsalternativen forschen. Was beobachtet ihr aktuell in der Branche und worin wittert ihr mit eurem Kolistraw die Chance?

Tom Sprenger: Bis jetzt haben wir die unterschiedlichsten Reaktionen von Barbesitzer*innen beobachten können. Einige Betreiber*innen haben sich schon viele Gedanken darüber gemacht, wie man die Umwelt schonen kann. Dies vor allem ohne den Aspekt, dass das EU-Einweg-Verbot ab 2021 in Kraft tritt, was wir ganz klar auf die „Fridays for Future“ Bewegung zurückführen. Meist haben diese jedoch noch nicht die für sie passende Alternative finden können, da sie mit den jetzigen Plastikhalmalternativen am Markt unzufrieden sind. Vor allem Papierhalme, die jetzt überall angeboten werden, sind zwar grundsätzlich nachhaltig, haben jedoch erhebliche Qualitätsmangel verglichen mit Plastikhalmen. Hier sehen wir eine große Chance für uns, da wir bis jetzt sehr gutes Feedback, was die Qualität unserer Halme angeht, bekommen haben. Überrascht waren wir jedoch über das Unwissen einiger Barbesitzer*innen, die noch überhaupt nicht wussten, dass solch ein EU-Gesetz in Kraft treten soll. Dies führte dazu, dass einige dann gegenüber unserem Produkt sehr aufgeschlossen waren und es gleich ausprobieren wollten. Andere wiederum haben ihren Einkäufer*innen mitgeteilt, dass sie schon mal einen großen Vorrat anlegen wollen.

Sobald das EU-Verbot in Kraft tritt, sehen wir natürlich für unseren Kolistraw eine große Chance, da wir bereits mit vielen Barbesitzer*innen in Kontakt stehen und auch ein sehr gutes Produkt anbieten können. Man muss hier aber auch anbringen, dass viele gerade zwischen der Entscheidung Einweg- oder Mehrwegprodukt stehen. Die Mehrwegalternative sehen wir jedoch eher im B2C-Bereich als gute Lösung an, da die damit verbundenen Mehrkosten für Reinigung, Ersatz (bei Diebstahl) und Verschleiß für den B2B-Markt eher zu teuer machen.

Wodurch heben sich eure Trinkhalme von bereits bestehenden Lösungen am Markt ab?

Felix Henze: Wenn man einmal bedenkt, nach welchen Kriterien man Strohhalme bewertet, dann fallen einem sofort Aspekte wie Beständigkeit, Nutzbarkeit bei verschiedenen Getränken und vor allem der Preis ein. Was die Beständigkeit angeht, haben wir viele Tests gemacht und können sagen, dass unser Halm am längsten hält. Viele Alternativen wie z. B. Papier, weichen schon nach kurzer Zeit auf und fühlen sich vor allem an der Lippe beim Trinken sehr unangenehm an. Außerdem kann man mit unserem Halm jegliche Art von Getränken trinken. Vor allem bei heißen Getränken sehen wir bei den bestehenden Lösungen das Problem, dass man mit keiner die so modern gewordenen Kaffee Variationen trinken kann. Auch dieses Problem löst der Kolistraw. Zu guter Letzt der Preis. Obwohl wir unser Produkt nachhaltig importieren und mit einer Non-Profit-Organisation zusammenarbeiten, können wir mit den Preisen der Konkurrenz sehr gut konkurrieren, was bei Verhandlungen meist der ausschlaggebende Punkt ist. Alles in allem bringt unser Kolistraw ein sehr gutes Gesamtpaket mit, wodurch wir selbstbewusst am Markt agieren können.


Wie würdet ihr den Start eurer Unternehmensgründung beschreiben? Gab es Stolpersteine, die euch ins Straucheln brachten? Und was sind aktuell eure größten Herausforderungen die ihr zu bewältigen habt?

Tom Sprenger: Der Start unserer Unternehmensgründung war ein sehr herausfordernder Prozess, um ehrlich zu sein. Es sind so viele Dinge, über die man sich zu Beginn nicht so wirklich einen Kopf macht. So kommt eins zum anderen und man muss sich kurzfristig, um viele, vor allem bürokratische Dinge kümmern. Vor allem die Corona-Pandemie hat dazu noch eine große Rolle gespielt. Dadurch waren zu Beginn alle Bars und Restaurants geschlossen und wir waren einem großen finanziellen Risiko ausgesetzt, wodurch der Fokus erstmal darauf lag, sein Unternehmen aufrecht zu erhalten und nicht darauf, nachhaltiger zu werden. Wenn ich so an Stolpersteine denke, da fällt mir die Sache mit der Verpackungsabgabe oder der Steuernummer ein. Zuerst dachten wir, dass der Notar sich um die Anmeldung beim Finanzamt kümmert. Als wir dann mit dem Verkauf anfangen wollten, ist uns aufgefallen, dass die Steuernummer fehlt. Dieser Umstand hat uns zum Glück nicht allzu viel Zeit gekostet, da die Bearbeiter*innen des Finanzamts sehr hilfsbereit waren und unsere Anliegen sehr schnell bearbeitet haben. Auf eine benötigte Verpackungsabgabe wurden wir erst aufmerksam, als wir im Gespräch mit einem Großhändler waren. Das war uns zwar im ersten Moment ein wenig unangenehm, aber man lernt ja aus seinen Fehlern.


Sichtbarkeit ist natürlich gerade am Anfang einer Unternehmung das A und O. Welche Aktivitäten verfolgt ihr, um euren Bekanntheitsgrad weiter zu steigern?

Felix Henze: Zu Beginn haben wir probiert auf jedem Social-Media-Kanal den es gibt, aktiv zu sein und dort unserer Marke ein wenig Aufmerksamkeit zu verschaffen. Anschließend haben wir gemerkt, dass dies schwieriger ist als gedacht und uns auf Instagram fokussiert, da dort unsere Zielgruppe am größten vertreten ist. Heute probieren wir mit Gewinnspielen und über Partnerschaften unsere Follower *innen Zahlen kontinuierlich zu steigern und damit von Netzwerkeffekten zu profitieren. Am besten klappt jedoch immer noch die Kaltakquise. Also einfach in die Bars, Restaurants und Läden gehen und unserer Zielgruppe gezielt unser Produkt vorzustellen und zu vermarkten. Geholfen haben uns zu Beginn vor allem Freund*innen und Bekannte, über die Kontakte zustande gekommen sind und erste Kund*innen gewonnen werden konnten.

Welche Kundinnen und Kunden konntet ihr bereits von eurem Produkt überzeugen?

Tom Sprenger: Mittlerweile sind wir ungefähr in 15 Bars und Restaurants vertreten sowie in einigen Bio-Läden. Vorrangig haben wir während der Sommermonate Strandbars beliefert, da unsere Strohhalme super zu deren Konzept passen und eine gute Ergänzung zu deren Cocktails liefert. In Zukunft planen wir in Bars vertreten zu sein, die sich vor allem durch exklusive Cocktails auszeichnen, da unser Halm nicht nur nachhaltig ist, sondern auch ein super Design-Element für jede Art von Getränk darstellt. In den Sommermonaten wollen wir dann unsere Präsenz bei den Strandbars ausweiten und Festivals ausstatten, da wir in diesem Bereich großes Potenzial sehen.


In der Vorgründungsphase wurdet ihr durch die Mitarbeiter*innen des Startup Centers der TH Wildau unterstützt? Wie konnte euch die TH Wildau weiterhelfen und wie sah im Detail die Unterstützung des Startup Centers aus?

Felix Henze: Ich hatte mich schon frühzeitig mit der Idee an das Startup Center gewendet. Ich wollte mich einfach mal informieren, wie so eine Gründung generell abläuft und mich einfach mal von Expert*innen auf diesem Gebiet beraten lassen. Damals hatte ich dann mehrere Meetings mit Marc und Christian, die da wirklich sehr aufgeschlossen sind und viele Ideen noch mit eingebracht haben. Ich hatte ihnen von meiner Idee erzählt und wir haben gemeinsam an einer möglichen Umsetzung gefeilt. Im späteren Verlauf konnten wir dann mehrere unterschiedliche externe Beratungen, welche durch das Startup Center gefördert wurden, in Anspruch nehmen. Dies hat uns bei den Themen, Gründung, Marketing und Finanzierung weitergeholfen. Im Endeffekt hatten wir immer Ansprechpartner*innen an unserer Seite, die uns bei Fragen kompetent unterstützt haben.


Gibt es Anknüpfpunkte an denen ihr euch strategische Partnerschaften wünschen würdet? Was müssten diese mitbringen?

Tom Sprenger: Wenn wir ehrlich sind, wäre eine strategische Partnerschaft mit einem vorhandenen Vertriebsnetzwerk sehr gut, da es echt schwierig und vor allem zeitaufwendig ist, Kundinnen und Kunden aus dem Nichts zu akquirieren. Mittlerweile haben wir das zwar ganz gut im Griff, nur ist es neben der Arbeit und dem Studium sehr zeitaufwendig ständig erreichbar zu sein, um mit den Kund*innen interagieren zu können.


Werfen wir einen Blick in die Glaskugel: Wie sieht eurer Unternehmen in fünf Jahren aus?

Felix Henze: Unser Ziel ist es, vom Umsatz her der größte Strohhalmlieferant im Raum Berlin/Brandenburg zu werden und unsere Aktivitäten geografisch weiter ausgebaut zu haben. Wir wollen in ein paar Jahren eine große Palette an umweltfreundlichen Barbedarfsartikeln anbieten, um unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit zu geben, viele verschiedene Produkte bei uns beziehen zu können. Für uns persönlich wünschen wir uns, dass wir Vollzeit für Kolistraw tätig sein zu können und ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen zu haben, mit dem man in Zukunft weitere Projekte anstoßen kann. Kolistraw soll für Nachhaltigkeit und Innovationen beim Barbedarf stehen und vielen ein Begriff sein, wenn man sich über das Thema unterhält.


Habt ihr noch Ratschläge oder Tipps, die ihr anderen Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben möchtet?

Tom Sprenger: Auf jeden Fall immer an den Erfolg deiner Idee glauben, egal was andere dir sagen! Bist du überzeugt davon und brennst für das Thema, wirst du erfolgreich sein. Zu Beginn weiß man nicht, wo man mit seinem Gründungsvorhaben landet und wie sich das Produkt entwickeln wird. Worin man sich aber sicher sein kann ist, dass man eine Menge fürs Leben und für die berufliche Karriere lernen wird – ganz gleich, wo man dann endet. Das Wichtigste ist jedoch, dass man – egal wie gut man alles geplant hat – auf Dinge stoßen wird, die man nicht erwartet hat. Also einfach machen und an seinen Aufgaben wachsen.

Interview vom Oktober 2020 mit Josephine Jung

Bildmaterial: Kolistraw