Bei der Gründung eines eigenen Unternehmens wird jedes Team früher oder später mit unterschiedlichen rechtlichen Fragestellungen in Berührung kommen. Olga Kunkel beantwortet uns die wichtigsten Fragen im Interview.
Olga Kunkel ist Rechtsexpertin und berät Unternehmen im Rahmen des Projekts Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum IT-Wirtschaft zu rechtlichen Fragestellungen. Liegt hierbei vor allem der Fokus auf der Durchführung von Kooperationen von Unternehmen untereinander, hat sie auch viele Berührungspunkte mit jungen Unternehmen. Im Gespräch, dem du in voller Länge in unserem Podcast lauschen kannst, erzählt sie, welche Erfahrungen sie mit Startups gemacht hat und welche rechtlichen Fragestellungen von Anfang an mitgedacht werden sollten.
Höre dir jetzt das Interview in voller Länge an und erhalte wichtige Insiderinfos zu rechtlichen Fragestellungen bei deiner Gründung!
Vielen Dank an Olga für das spannende Interview!
Es sei dabei nicht immer notwendig, Verträge in komplizierten Fachjargon zu formulieren. Vielmehr sollten die Gründer*innen für sich gemeinsam im Team festlegen, wer für was zuständig ist und wie im Falle von bestimmten Szenarien verfahren werden soll
Rechtliche Rahmenbedingungen nach Außen und nach Innen
Sei es die Wahl der Rechtsform, die Entwicklung datenschutzkonformer Prozesse oder der Schutz des persönlichen Vermögens: Rechtliche Fragestellungen werden Gründungsteams früher oder später über den Weg laufen. Dabei können rechtliche Instrumente, wie Gesellschaftsverträge nicht nur als Instrument für die Vertretung nach Außen genutzt werden, sondern auch für die Festlegung von Zuständigkeiten und Befugnissen nach Innen. Olga empfiehlt, schon frühzeitig gemeinsam im Team über die Aufgaben- und Stimmverteilung nachzudenken und dies auch mit rechtlichen Instrumenten zu definieren. Im Falle eines späteren Zerwürfnisses unter den Gründer*innen oder dem Ausstieg einzelner Teammitglieder können Unklarheiten und im worst case die Insolvenz des Unternehmens vermieden werden. „Am Anfang ist es viel einfacher, wirklich schwierige und kniffelige Fragen zu beantworten.“ Daher sollte so früh wie möglich gemeinsam festgelegt werden, wie im Falle eines Zerwürfnisses mit den Unternehmen umgegangen werden soll. Es sei dabei nicht immer notwendig, Verträge in komplizierten Fachjargon zu formulieren. Vielmehr sollten die Gründer*innen für sich gemeinsam im Team festlegen, wer für was zuständig ist und wie im Falle von bestimmten Szenarien verfahren werden soll. Der Gesellschaftsvertrag kann dabei als strukturschaffendes Instrument für das Gründungsteam genutzt werden, in dem zum Beispiel auch Delegationsmechanismen definiert werden.
Rechtsformwahl
Bei der Rechtsformwahl werden Gründer*innen spätestens nicht mehr um rechtliche Fragestellungen drumherum kommen. Ob GbR, eine GmbH oder eine AG: Welche Rechtsform es am Ende wird ist eine sehr individuelle Entscheidung. Die individuelle Situation und das Vorhaben des jeweiligen Gründungsteams sollten hierbei berücksichtigt werden. Neben dem Schutz des privaten Kapitals gehe es dabei auch um Vertretungsbefugnisse und Möglichkeiten der Beschaffung von externem Kapitel z.B. durch Investments und der geplante Gang an die Börse. Auch der Wechsel zwischen Rechtsformen im Unternehmensverlauf ist möglich, wenn sich die Zielstellungen und Zusammenstellung des Teams verändern.
Rechtliche Hilfsmittel bei Investments
Falls du planst, Kapital durch Investor*innen zu akquirieren, erklärt Olga im Interview, wie rechtliche Instrumente dich auch bei der Verhandlung mit Kapitalgerber*innen unterstützen können. Vor Verhandlungen solltest du immer einen Alternativplan für dich bereit halten, um dich nicht von der einen Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung abhängig zu machen. Die genauen Vertragsbedingungen, also z. B. die Möglichkeit der Einflussnahme durch Investor*innen, wird jeweils individuell verhandelt und dann vertraglich festgehalten. Hier solltest du und dein Team für euch im Vorfeld genau festlegen, was passende Rahmenbedingungen für euch sind und welche Kompromisse ihr bereit seid einzugehen.
Datenschutz und Gründungen
DSGVO-Konformität ist für junge Unternehmen eine tolle Chance. Sie können schneller auf die neuen Anforderungen reagieren und haben die Chance, ihr Produkt von Anfang an entsprechend zu gestalten und alle Aspekte des Datenschutzes zu integrieren. Damit kann nicht nur ein zusätzlicher USP geschaffen werden, sondern auch ein Vorsprung zu anderen Anbieter*innen aufgebaut werden.
Text: Josephine Jung
Bildmaterial: Peter Kessel