Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Coworking? Und wie funktioniert das außerhalb der Metropolregionen? In unserem Podcast gehen wir dem Coworking auf den Grund und diskutieren, wie das gemeinsame Arbeiten auch auf dem Land funktionieren kann.
Coworking –
ein boomendes Phänomen
Die ersten Projekte, die dem heutigen Coworkingspaces entsprechen, entstanden um die Jahrtausendwende. Was damals vereinzelte Projekte waren, ist heute eine globale Form des Arbeitens geworden. Im Zeitraum von 2018 bis 2020 hat sich die Anzahl der Coworking-Angebote in Deutschland vervierfacht. Und bei dieser wachsenden Anzahl von Coworkingspaces differenziert sich nicht nur das Angebot inhaltlich aus, sondern erobert auch neue Standorte. Sei es klassisches Coworking, Makerspaces, Workations oder Pendler*innen-Häfen: Coworkingspaces sind mittlerweile aus den Metropolen und Städten nicht mehr wegzudenken.
Die Kombination von verschiedenen Angeboten, schaffen über den Innovationscharakter von Coworkingspaces hinaus, grundlegende Mehrwerte für Orte abseits der Metropolen.
Ein Tisch im Dorfkern oder zwischen Wald und Wiese
Doch auch abseits der Szeneviertel eröffnen zunehmend Coworkingspaces, so auch in unserer Projektregion. „Coworking auf dem Land“ oder „Coworking im ländlichen Raum“ ist mittlerweile zu einem ganz eigenen Phänomen des Coworkings geworden. Doch zwischen Wald und Wiese treffen Coworking-Betreiber*innen auf andere Rahmenbedingungen, als die Anbieter*innen in den Großstädten. Für das „klassische“ Coworking mit einem aktiven Community Management fehlt oft die kritische Masse an Nutzer*innen, um finanziell tragbar zu sein. Als Initiator*innen von Coworkingspaces treten daher auch Wirtschaftsförderungen auf. Statt der Gewinnerzielung tritt damit der Einfluss auf die regionale Wirtschaftsstruktur in den Vordergrund. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung „Coworking im ländlichen Raum. Menschen, Modelle, Trends.“, die sie gemeinsam mit der Genossenschaft CoWorkLand durchgeführt hat, definierte weitere Geschäftsmodelle oder Coworking-Typen, die im ländlichen Raum anzutreffen sind.
Spezielle Coworkingformen im ländlichen Raum
Pendler*innen-Häfen sind vor allem entlang beliebter Pendelstrecken zu finden. Statt in die Firmenzentrale in der Stadt zu fahren, können Mitarbeitende einen Platz im Coworkingspace nutzen, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Hierbei kann die Nutzung sowohl individuell durch die einzelnen Mitarbeitenden initiiert als Alternative zum Homeoffice stattfinden, als auch durch das Unternehmen zur Verfügung gestellt. Unternehmen können in Pendler*innen-Häfen feste Flächen anmieten und ihren Mitarbeitenden als alternativen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Dies schafft für Mitarbeitende zusätzliche Anreize, spart Fahrtzeiten und bringt neue Perspektiven in die eigene Arbeit.
Das Modell des Bottom Hubs entsteht vor allem aus eigenen Bedarfen heraus. Selbstständige, die eine Alternative zum Homeoffice suchen, initiieren neben ihrer weiterhin bestehenden Tätigkeit einen gemeinsamen Coworkingspace. Die Vorteile der Bottom Hub-Projekte sind, dass sie sowohl entlang eigener Bedarfe entstehen und entsprechend die Abhängigkeit von externen Nutzer*innen kleiner ist, als auch, dass kleinere Räumlichkeiten genutzt werden können. Somit können auch kleinflächige, leerstehende Gewerbeimmobilien, wie sie oft in Ortskernen zu finden sind, einer neuerlichen Nutzung zugeführt werden.
Die Workations und Retreats kombinieren Übernachtungsmöglichkeiten und Arbeiten miteinander. Workation-Angebote zielen auf eine Verbindung von Urlaub und Coworking ab. Unter diesem Typus entstehen z. B. Popup-Coworkingspaces an touristischen Hotspots, die während der Urlaubssaison genutzt werden können. Retreats zielen eher auf Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten als Team oder an einem Projekt ab: Durch das Angebot von Coworkingflächen und Übernachtungsmöglichkeiten ermöglichen sie für Übernachtungsgäste Coworking auf Zeit, während Nutzer*innen aus der Umgebung die Angebote regulär nutzen können.
Unabhängig von der jeweiligen Form der Coworking-Angebote, tragen sie einen Anteil zur (Wieder-)Belebung von ländlicheren Räumen bei. Die Kombination von verschiedenen Angeboten, sei es der parallele Betrieb eines Cafés, die Nutzung der Räume auch für Veranstaltungen und Ausstellungen oder die Bereitstellung von zentralen Services wie Post oder Bank, schaffen über den Innovationscharakter von Coworkingspaces hinaus grundlegende Mehrwerte für Orte abseits der Metropolen.
Höre jetzt in den Podcast zum Thema Coworking im ländlichen Raum des Startup Revier EAST rein und erfahre noch mehr über Coworkingspaces! Entdecke auch bestehende Coworkingspaces in unserer Projektregion auf unserer Karte, Und falls du noch weitere Spaces kennst, die wir noch nicht aufgeführt haben, erzähle uns gerne von ihnen!
Literatur:
Bähr, U.; Biemann, J., Lietzau, J., Hentschel, P. (2020): Coworking im ländlichen Raum. Menschen, Modelle, Trends. Hrsg.: Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, zuletzt abgerufen am 19.04.2021
Dell, Julian (2020): Zahl der Coworking-Spaces hat sich in 2 Jahren vervierfacht. Erschienen in: polis. Urban Development, zuletzt abgerufen am 19.04.2021
Statista (2021): Zahl der Selbstständigen in freien Berufen in Deutschland von 1992 bis 2020, zuletzt abgerufen am 19.04.2021
Bildmaterial: Peter Kessel