Interview mit Kompetenz Schule Digital (KSD)

Dr. Christian Steinert, Tobias Kutzner und Valentina Mack, Alumni der BTU Cottbus-Senftenberg, gründeten Kompetenz Schule Digital (KSD), um Deutschlands Lehrkräfte bei digitalen Lehrangeboten mit Fortbildungen und KI-basierten Softwarelösungen zu helfen. Für ihr Startup haben sie 2021 eine EXIST Förderung bekommen. Neulich wurden sie mit dem 3. Preis des Lausitzer Existenzgründerwettbewerb (LEX) der Wirtschafsinitiative Lausitz (WiL) ausgezeichnet. Wir haben uns mit Valentina Mack ausgetauscht, um mehr über KSD zu erfahren.

Hallo Valentina! Wie seid ihr auf die Gründungsidee gekommen, was motiviert euch an der Thematik?

Christian hat sich im Rahmen seines Promotionsverfahrens im Bereich der Medien und Mathematikdidaktik an der BTU mit digitalen Prozessen an Bildungseinrichtungen an Schulen und Hochschulen beschäftigt und hier diverse Missstände attestieren können. Die Art wie wir lernen ist in hohem Maße vom ständigen Wandel der Gesellschaft abhängig. Daher spielt die Digitalisierung in der heutigen Zeit eine enorm große Rolle. Immer mehr Unternehmen und Schulen vertrauen bei der Schulung ihrer Mitarbeiter auf E-Learning-Plattformen, um Lernprozesse dauerhaft zu unterstützen. Digitales Lernen bietet eine Vielfalt an unterschiedlichen Lernformaten. Da es sich hierbei nun um eine allgemein gesellschaftlich relevante Thematik handelt, ist davon auszugehen, dass die Lehrkräfte und die Politik nun verstärkt nach Weiterbildungen und Materiallösungen in diesem Bereich suchen werden.

Was genau bietet ihr den Lehrkräften an? Sind eure Kunden Einzelpersonen oder ganze Schulen?

KSD bietet den Lehrkräften an Deutschlands Schulen ein qualitativ hochwertiges Portfolio von Fortbildungsleistungen sowie einfach zu bedienende und effizient in den Unterricht zu integrierenden Lernmaterialien. Hierbei setzt KSD auf eine innovative KI-basierte digitale und mobile Lernumgebung. Alle Leistungen sind über die Online-Plattform durch intelligente Vorschlagsalgorithmen miteinander verbunden und werden u.a. auch über diese vertrieben. Bei den Leistungen handelt es sich im Einzelnen um Lernarrangements, welche Lehrkräften aber auch Schüler/innen & Eltern angeboten werden. Des Weiteren Online- und Präsenzkurse für Lehrkräfte mit Inhalten zum Thema der Digitalisierung des Unterrichts sowie ein Qualitätsmanagementsystem, welches Schulen bei dem dauerhaften und erfolgreichen Einsatz digitaler Lehrformate unterstützt. Primäre Zielgruppen der Maßnahmen sind Lehrkräfte bzw. ganze Bildungseinrichtungen.

Ihr gründet gerade mitten in der Corona-Pandemie. Was würdet ihr Gründungsinteressierten raten, die sich unsicher sind, ob sie jetzt warten oder selber starten sollen?

Während der COVID Krise haben Start-ups weiterhin eine entscheidende Rolle für die Volkswirtschaft gespielt. Innovative junge Unternehmen haben schnell und flexibel auf die Pandemie reagiert. Vor allem hat der COVID-19-Ausbruch zu anhaltenden Veränderungen in Gesellschaften, Verbrauchergewohnheiten oder -bedürfnissen geführt. Start-ups können diese Veränderungen antizipieren und ungeahnte Geschäftsmöglichkeiten entdecken. Es gibt Maßnahmen und Initiativen, die Leitlinien bereitstellen, um Start-ups bei der Anpassung zu unterstützen.

Wie glaubt ihr, wird sich die Thematik der digitalen Lehre weiterentwickeln?  Hat die Pandemie für euch Türen geöffnet oder bloß größere Frustration bei den Lehrkräften verursacht?

Im Frühjahr und Sommer 2020 standen vor allem Schullehrerinnen und -lehrer vor der Herausforderung, ihre Präsenzveranstaltungen innerhalb kürzester Zeit auf virtuelle Formate umzustellen. Fast 80 % der Lehrenden gaben an, dass der zeitliche Aufwand bei der Entwicklung digitaler Lehr- und Lernmaterialien die größte Hürde sei. Dies liegt daran, dass diese mit der Erstellung von Medien- und Weiterbildungskonzepten zum einen aufgrund der Bürokratie, zum anderen aufgrund fehlender Kompetenzen in diesem Bereich überfordert sind. Daher erfährt die Digitalisierung durch Corona einen deutlichen Schub. Wir sind der Ansicht, dass die digitale Lehre sich etablieren wird und, dass digitale Tools in den nächsten Jahren zum allgegenwärtigen Arbeitsmittel werden.

Ihr habt eine EXIST Förderung bekommen, könnt ihr bitte genauer erklären was ihr dafür machen musstet, wieviel Zeit und Arbeit in so einem Förderantrag steckt und wie das jetzt konkret für euch abläuft?

Nach unseren Erfahrungen hat ein Antrag für das EXIST-Gründerstipendium gute Aussichten auf Erfolg, wenn die Alleinstellungsmerkmale der Idee gut herausgearbeitet sind und sich das Team intensiv mit dem Markt und den Wettbewerbern auseinandergesetzt hat und weiß, wie Marketing und Vertrieb im jeweiligen Markt funktionieren können. Bewerber*innen sollten mit einer Forschungseinrichtung zusammenarbeiten, die über ein Gründernetzwerk verfügt. Gerade die Startphase ist für viele Gründungsteams schwierig, denn zwischen der Idee und dem ersten verkauften Produkt vergeht eine ganze Weile, somit sollte man mit einem hohen Zeitaufwand rechnen.

Ein großes Thema bei allen Startups ist am Anfang alles rund um Finanzen, Steuern, Rechtsform und Betriebswirtschaftliches. Wie macht ihr das organisatorisch und worauf muss man gerade am Anfang besonders achten?

Von der Idee bis zur Gründung dauert es oft länger als gedacht. Am Anfang ist ein Businessplan dafür unerlässlich. Es hilft dabei, die Zukunftspläne detailliert zu diskutieren und zu formulieren. Das bestärkt in jedem Fall die gemeinsame Zielsetzung und deckt mögliche Stolpersteine im Geschäftsmodell auf. Für innovative Startups gibt es eine große Menge an Initiativen zur Förderung. Am besten verschafft man sich ein Überblick über die verschiedenen Fördermöglichkeiten und wägt genau über die Vor- und Nachteile ab. Je nach Fördermöglichkeit sollte man mit den Konsequenzen kalkulieren wie etwa Abgabe von Anteilen, Stimmrechten und Gewinnausschüttungen sowie steuerliche Folgen. Für viele Startups kommt die GmbH oder alternativ die UG in Frage, Rechtsformen, bei denen man von einer Haftungsbeschränkung profitieren kann. Das Unternehmen KSD wird sich in Form von technischen, didaktischen und organisatorischen Besonderheiten profilieren.

Ihr habt in Cottbus gegründet. Was sind eurer Meinung nach Vorteile des Standortes für Gründungen und was muss noch verbessert werden?

Cottbus bietet hervorragende Bedingungen und Voraussetzungen für zukunftsträchtige Investitionen und Entwicklungsmöglichkeiten. Mit der BTU verfügt Cottbus über ein einzigartiges Wissenschafts-, Bildungs- und Forschungspotenzial, welches für innovative Unternehmen und Zukunftsbranchen von besonderem Interesse ist. Die günstige Lage ist ein „Sprungbrett“ zur boomenden deutschen Hauptstadt Berlin und zur Sachsenmetropole Dresden. Somit ist Cottbus Drehkreuz inmitten der dynamischen Wirtschaftsgebiete.

KSD kurz gefasst

Interview geführt im September 2021

Foto: KSD Team mit Prof. Dr. med. Annemarie Jost (BTU Cottbus-Senftenberg)