Interview mit toolbot

Das Cottbuser Startup thingk.systems entwickelt seit 2018 Automaten für den Verleih von Werkzeugen via App. Mit der Marke toolbot haben sie bereits Automaten in Berlin, Kassel und neulich auch in Cottbus eingerichtet. Wir haben uns mit Gründer Jan Gerlach darüber unterhalten, wie die Idee zustande kam und wie diese bisher angenommen wurde.

Hallo, Jan! Wie seid ihr auf eure Idee gekommen?

Ich stand 2013 für 45 Minuten in einer Schlange eines Werkzeugverleihs und dachte darüber nach, dass das doch viel einfacher, schneller und günstiger gehen sollte, wenn man zeitgemäße Technologie für die Abwicklung nutzen würde. Dann würden Menschen auch öfter Dinge leihen, die sie nicht ständig benötigen und würden weniger Zeug kaufen.

Wo habt ihr euch Unterstützung für die Umsetzung geholt?

Wir erhielten viel Unterstützung durch Beratung in Wirtschaftsthemen, rechtlichen Fragen, Marketing und arbeiten bei der Konstruktion der Metallteile mit einem Hersteller aus der Region zusammen.

Mittlerweile konntet ihr einen Automaten am Cottbuser Hauptbahnhof einrichten, wie war der Weg dahin? Welche institutionelle Hilfe war dafür notwendig?

Über das Gründungszentrum Zukunft Lausitz erhielt ich den Kontakt zum Bahnhofsmanager in Cottbus, der uns sehr dabei unterstützte, die aufwendigen Rahmenbedingungen bei der Bahn zu erfüllen und das Aufstellen des Automaten möglich zu machen.

Wie kommt dieses Angebot an?

In Cottbus läuft es viel langsamer an als in Berlin – vielleicht weil es für die Menschen hier noch nicht so selbstverständlich ist, Services über eine App zu nutzen und zu bezahlen? Es läuft aber immer besser. Primär ging es uns beim Standort Cottbus aber darum, das neue Serienmodell direkt vor der Tür testen und auch Fehler schneller korrigieren zu können. Wir freuen uns über jeden Fehler, den wir vor Ort finden und beheben können und dazu nicht nach Berlin oder Kassel fahren zu müssen.

Habt ihr weitere Automaten geplant?

Gerade bremst uns etwas die Verknappung bzw. die langen Lieferzeiten elektronischer Komponenten, aber wir werden sehr bald in Berlin unsere Betastationen – das waren die, die wir aus einfachen Holzplatten und Raspberries zu Markttestzwecken bauten – gegen unser Serienmodell austauschen. Dann kommt noch eine große Station, die wahrscheinlich am Ku’damm stehen wird. Parallel starten wir eine Finanzierungsrunde, die den Roll-Out in ganz Deutschland ermöglichen soll.

Wie seht ihr das Potenzial der Region Südbrandenburg und der Lausitz für Gründer*innen?

Sehr gut. Man hat hier Berlin als wichtigsten Europäischen Brennpunkt für Tech-Start-Ups in der Nähe, aber geringere Lebenserhaltungskosten und Gewerbemieten. Wie günstig die Förderbedingungen hier mittlerweile sind, hat sich schon weit herumgesprochen. Ein Bekannter kommt mit seinem Start-Up u.a. deswegen aus Aachen in unsere Region. Etwas schwieriger ist es, Fachkräfte zu bekommen, die dazu hierherziehen sollen, weil Cottbus neben Berlin kulturell blass dasteht und vielen zu Cottbus leider nur Fußball oder Nazis einfällt. Je stärker letztere hier werden desto schwieriger wird es, deswegen auch innovative Unternehmen aufzubauen bzw. wachsen zu lassen.

Es gibt in Cottbus auch kulturelle und internationale Orte wie die Galerie Fango. Du selbst bist Mitgründer der Galerie. Wie kann man euch und die Galerie am besten unterstützen, damit es dieses kulturelle Angebot auch in Zukunft noch gibt?

Am besten kann man uns unterstützen, indem man bei uns mitmacht. Wir sind offen für Veranstaltungsideen und brauchen auch immer Unterstützung hinter der Bar, die wir ehrenamtlich betreiben und dadurch auch die Galerie, deren Konzerte und Festivals mitfinanzieren. Vor der Bar unterstützt man uns als unser Gast jedoch auch.

Was würdet ihr den Menschen empfehlen, die gründen wollen?

Ich kann empfehlen, viel Arbeit in die Illustration der Idee und in eine anschauliche Geschichte zu stecken, so oft es geht zu pitchen und mit dem Feedback von den Pitches das Konzept ständig neu anzupassen. Bei solchen Events lernt man spannende Menschen kennen, die einem später vielleicht eine Tür öffnen, Probleme lösen oder zu Ideen und Lösungen anregen. Man muss nicht jede Meinung berücksichtigen, aber auf alle Einwände sollte man gute Antworten haben.

toolbot kurz gefasst!

Interview geführt im Januar 2022

Beitragsfoto (c) Jan Gerlach

Gruppenfoto (c) Caterina Rancho