Interview mit TREBSCHUH TREBSCHUH architektur

Die Geschwister Sofie-Marie Trebschuh und Christof Trebschuh studierten Architektur an der BTU Cottbus-Senftenberg und gründeten gemeinsam in Cottbus das Architekturbüro TREBSCHUH TREBSCHUH architektur. Ihre Aufträge wachsen erfolgreich und inzwischen sind sie von kleinen Gauben zur Revitalisierung der „Turbine“ in Lübbenau gekommen – mit mehreren Wohneinheiten und einer integrierten Gaststätte. Dabei haben beide unterschiedliche Wege hinter sich, die zur Leidenschaft für die Architektur führten.

Hallo Sofie-Marie und Christof, wie seid ihr zum Architekturstudium nach Cottbus gekommen?
ST: Ich wollte nach dem Abitur Architektur studieren und Cottbus hatte einen richtig guten Ruf, außerdem war es nicht weit weg von Zossen, wo ich herkomme. Sogar die Beratungsstelle in Hannover empfahl mir ein Studium an der BTU – unter anderem auf Grund der guten Atelierplätze. Diese sind essentiell für kreative Entwürfe, gegenseitigen Austausch und viele durchzechte Nachtschichten. Die Leidenschaft für das Fach, die Ateliernächte und das Gemeinschaftsgefühl waren sehr prägend im Studium. Die Professoren haben das wirklich klasse gemacht, wie man angelernt wird und sich alles stetig steigert, auch die Leidenschaft für die Projekte. Irgendwann kann man nicht mehr aufhören zu arbeiten und verbringt begeistert seine Nächte im Atelier. Es ist auch sehr motivierend, dass man das eigene Schaffen und die Resultate am Ende einfach sehen kann.
CT: Ich nahm einen anderen Weg, bevor ich meiner Schwester nach Cottbus folgte. Vorher probierte ich mich an anderen Hochschulen in anderen Studiengänge aus, angefangen bei Kunstgeschichte über Philosophie hin zu Sensorik und kognitiver Psychologie. Rückblickend könnte man sagen, dass das alles Aspekte von Architektur sind. Meine Schwester erzählte mir viel von ihren Projekten und ich war total begeistert, wie das Studium aufgebaut ist und die Projekte angegangen werden. Eigentlich wollte ich dann freie Kunst studieren und neben der Erstellung einer Bewerbungsmappe nur ein Semester Architektur absolvieren. Aber nach wenigen Wochen und der ersten Nachtschicht im Atelier hatten sie mich und ich blieb begeistert dabei. Architektur ist sehr universell und in Cottbus war sowohl die künstlerische als auch die technische Seite sehr stark. Das ist der Vorteil vom Standort.

Wie kam es zur Gründung und wie sieht euer Arbeitsalltag inzwischen aus?
ST: Die Idee zum eigenen Architekturbüro hatten wir eigentlich schon länger. Eines Abends schlossen wir dann die finale Entscheidung und informierten uns online über das Gründungszentrum Zukunft Lausitz, die uns letztendlich bei der Gründung unterstützten. Ich würde jedem empfehlen, sich von einem Gründungsservice beraten zu lassen. Um ein Architekturbüro zu eröffnen, muss ein Geschäftspartner zugelassener Architekt sein und dafür braucht man mindestens zwei Jahre Berufserfahrung mit allen Leistungsphasen, das habe ich mitgebracht. Christof studierte damals noch, aber es war schon klar, dass er Mitgründer wird und wir dann zusammen arbeiten.

TREBSCHUH TREBSCHUH architektur kurz gefasst!

Sofie-Marie Trebschuh und Christof Trebschuh

CT: Bei so einer Gründung kommt viel zusammen. Wir hatten zum Glück einen sehr guten Gründer-Coach. So sind wir relativ gut vorbereitet gewesen, ansonsten wäre es noch chaotischer verlaufen. Jetzt wachsen wir Schritt für Schritt. Gerne würden wir mehr Großprojekte machen, weil die uns konzeptuell interessieren, doch die bekommen wir als junges Büro noch nicht so einfach. Wir fingen an mit Gauben und Anbauten, inzwischen entwickeln wir Einfamilienhäuser, Praxisgebäude und betreute Wohnprojekte. Wir haben auch die BTU Präsenzstelle in Finsterwalde geplant. Zuletzt haben wir den Wettbewerb zur Revitalisierung der Turbine in Lübbenau gewonnen, was uns bei der Preisverleihung selbst etwas überraschte. Unser Arbeitsalltag ist sehr vielfältig, am spannendsten sind die kreativen Konzeptphasen, die einem richtig Kraft geben für die Arbeit. Aber hinzukommen auch ausführende Arbeiten, Austausch mit den Ämtern, Bürokratisches, Kundenakquise und Kundengespräche, sowie alles Organisatorische rund um die Selbstständigkeit.

Warum seid ihr in Cottbus geblieben für die Gründung?
ST: Das ist irgendwie so passiert. Hier kennen wir die Bedingungen, wir fühlen uns wohl und Christof hatte zudem auch noch sein Studium zu absolvieren. Cottbus ist auch eine gute Stadt zum Gründen. Man geht nicht so unter wie in größeren Städten. Es gibt zwar relativ viele Planungsbüros und Architekten, aber der Kooperationsgedanke ist hier sehr stark und man hilft sich gegenseitig. Ich glaube auch, dass der stärkere Kooperationswillen ein allgemeiner Trend in der Architekturbranche ist, da die Auftragslage entspannter ist als vor zehn Jahren.
CT: Wir würden auch bundesweit arbeiten, aber unser Fokus liegt momentan schon im regionalen Dreieck zwischen Leipzig, Berlin und Dresden. Wenn man sich bemüht, dann kriegt man hier auch genügend Aufträge. Unser Plan ist es stetig zu wachsen und es wäre schön irgendwann auch internationale Projekte zu realisieren.

Was würdet ihr Studieninteressierten und Studierenden rückblickend empfehlen?
ST: Man sollte Bock auf künstlerische Prozesse haben, die Lust an der Architektur kommt dann schon. Und man sollte unbedingt praktische Erfahrungen sammeln, auch konkret auf Baustellen, um zu verstehen, wie die ganzen Details funktionieren. Noch heute schauen wir uns gelegentlich Baustellenvideos an. Ich finde es auch wichtig zu wissen, was international so passiert, das kann auch sehr inspirierend sein.
CT: Das Künstlerische und das Technische zu verstehen, ist eigentlich kein Problem. Die Leidenschaft muss geweckt werden und irgendwann macht es wirklich bei jedem Klick. Das dauert unterschiedlich lange, bei einigen kommt es in den ersten Wochen, bei anderen erst mit der Abschlussarbeit. Ich würde auch die PinUp-Parties wieder beleben, bei denen man sich die ganze Nacht bei Wein, Bier, Snacks und Musik die Entwürfe der anderen anschaut und sich austauscht. Da haben wir immer unglaublich viel gelernt.

Dieses Interview wurde ursprünglich auf der Alumni-Seite der BTU Cottbus-Senftenberg veröffentlich.

Foto: Sebastian Rau (BTU Cottbus-Senftenberg)