Die Eierlikörmanufaktur scharfesGELB aus Senftenberg ist ein kleiner Betrieb mit Familienrezeptur, der sich auf die Herstellung von hochwertigem Eierlikör spezialisiert hat. 2010 wurde aus einer "Schnappsidee" Wirklichkeit, womit scharfesGELB nun weit über die Grenzen von Senftenberg hinaus Menschen für ihren Likör begeistern kann.
Hallo Herr Tänzer, erzählen Sie doch einmal für unsere Leser*innen wer und was verbirgt sich hinter „scharfesGELB“. Und was hat es eigentlich mit dem Namen auf sich?
Heiko Tänzer: Wir, scharfesGELB, sind eine Manufaktur, die mit ihren leckeren Likören die Republik erobert. Was am 1. April 2010 als eine Schnapsidee begann, ist heute eine kleine Erfolgsgeschichte. Denn wir von scharfesGELB hatten eine Vision. Unsere Leidenschaft sind leckere Liköre!
Unser altes Familienrezept sollte der Welt nicht vorenthalten bleiben. Daher entschieden wir uns im Jahr 2010, den Likör der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Marke „scharfesGELB“ war geboren. Anfangs begannen wir mit nur einer Sorte in der Traditionsbäckerei Busch in Senftenberg. Doch mittlerweile ist die große Sortenvielfalt unser Markenzeichen. Je nach Saison, ob Sommer oder Winter, können Sie aus ca. 10 Sorten Likör auswählen. Seit der Gründung kreieren wir immer wieder neue Sorten und Leckereien. Unser Likör wird heute in verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. Ob im Eis, Kuchen, Cocktail oder den leckeren Pralinen, der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt und für jeden ist etwas dabei. Bis Mitte 2013 wurde jede einzelne Flasche von Hand abgefüllt. Aufgrund der hohen Nachfrage, werden unsere Flaschen seit 2014 durch eine vollautomatisierte Abfüllmaschine befüllt. Diese ermöglicht es uns 8 Flaschen gleichzeitig zu füllen. Im Mai 2018, wagten wir den Schritt raus, aus der kleinen Traditionsbäckerei, rein in die große Schaumanufaktur. Denn der alte Standort wurde zunehmend zu klein. Der Grund dafür war auch die steigende Nachfrage an Besichtigungen. Seit 2013 bieten wir unseren Besuchern oder Reisegruppen verschiedene Besichtigungspakete an. Wir begrüßen Besucher aus ganz Deutschland in unserem Haus. Aktuell bietet unsere Manufaktur Platz für bis zu 55 Personen pro Besichtigung. Unsere Gäste können sich das ganze Jahr über unsere gläserne Abfüllung ansehen, Liköre verkosten oder Kaffee und Kuchen genießen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen Ihre eigene Likör-Manufaktur aufzubauen? Kommen Sie aus der Branche oder war das ganz nachdem Motto „Hobby zum Beruf“ gemacht, und wie sah der Gründungsprozess aus?
Heiko Tänzer: Ich habe den Eierlikör so ca. 3-4 Jahre vor der Gründung privat für mich hergestellt, weil ich süße Spirituosen liebe. Die Rezeptur kommt aus meiner Familie. Mein Geschäftspartner und bester Freund hat dann 2009 mitbekommen das ich privat mehrere Flaschen pro Woche für Freunde und Familie herstellen musste, weil die Nachfrage sehr groß danach war. Daher sprach er mich auf meinem Polterabend im August 2009 an und fragte mich ob wir den Eierlikör nicht in seiner Bäckerei etwas größer herstellen möchten…so ca. 1000 Flaschen pro Jahr. Das Geld würde geteilt werden und man könne damit einen zusätzlichen Urlaub finanzieren. Ich willigte ein und in den Wochen danach trafen wir uns regelmäßig um die Idee in die Wirklichkeit umzusetzen. Es musste ein Markenname gefunden werden, die Flaschenform musste ausgesucht werden und die Rezeptur wurde für den Verkauf an die Kunden angepasst. Mit anderen Worten das Produkt musste marktkonform angepasst werden.
Damit unsere Leser*innen einschätzen können um welche Dimensionen es sich bei Ihrer Manufaktur handelt, verraten Sie uns wie viele Liköre Sie ungefähr produzieren und welches Team dahintersteht?
Heiko Tänzer: Unser Team besteht aktuell aus 8 Mitarbeiter*innen und 2 Geschäftsführern. Wir produzieren ca. 2–3-mal die Woche. Dabei wird immer eine Sorte hergestellt. Im Moment füllen wir ca. 6000 Flaschen pro Abfülltag ab. Und in den letzten 13 Jahren haben wir ca. 70 Sorten Eierlikör hergestellt. Je Saison, die im Sommer von April bis Oktober und im Winter von Oktober bis April geht, haben wir ca. 10-12 Sorten im Programm. Wir versuchen in jedem Jahr mind. 1-2 Sorten neu auf den Markt zu bringen. Aber es gibt auch feste Bestandteile in unserem Programm wie zum Beispiel Piña Colada, Schoko, Karamell oder Crème brûlée. Die Basis für alle Sorten ist immer der Classic Eierlikör, und wir verarbeiten ausschließlich natürliche Aromen. In den letzten Jahren haben wir auch Sanddorn Öl oder Kürbiskernöl verarbeitet.
Können Sie uns einen Einblick in den Herstellungsprozess Ihrer Liköre geben? Welche besonderen Techniken oder Methoden verwenden Sie?
Heiko Tänzer: Unsere Eierliköre heben sich durch 2 besondere Merkmale ab. Heute spricht man neudeutsch von dem sogenannten USP. Zum besserem Verständnis für die Leser*innen dem Alleinstellunsgmerkmal.
Unsere Sortenvielfalt und unsere Cremigkeit werden von unserem Kund*innen geschätzt und geliebt. Diese Sortenvielfalt ist einfach einmalig auf dem Planeten, wobei es natürlich wie in jeder Branche die Nachahmer gibt. Aber unsere Rezeptur ist so einzigartig und streng geheim, dass selbst die Firmen, die das Kopieren möchten sich bis dato die Zähne ausgebissen haben. Daher können und möchten wir uns natürlich zum Herstellungsprozess und der dazugehörigen Technik nicht äußern. Das ist unser gut behütetes Betriebsgeheimnis. Ich kann Ihnen nur eines verraten…es ist Handarbeit. Nur die Abfüllung ist automatisiert.
Neben dem Standort in Senftenberg haben Sie noch viele weitere Verkaufsstellen. Wo kann man Ihre Produkte überall kaufen und ist der Prozess, diese Verkaufsstellen für sich zu gewinnen sehr aufwendig?
Heiko Tänzer: Im Moment betreuen wir so ca. 650 Märkte bzw. Geschäfte in Deutschland. Dies überwiegend in den neuen Bundesländern. Dabei legen wir immer auf die Exklusivität unsere Partnergeschäfte wert. Und müssen deshalb auch das eine oder andere Mal eine Anfrage freundlich ablehnen. In den letzten 13 Jahren haben wir vielleicht eine handvoll an Listungsgesprächen geführt. Bis heute hatten wir das Glück, dass viele unserer Partner auf uns zugekommen sind und wir nicht die Rolle des Bittstellers einnehmen mussten. Das bringt natürlich einige Vorteile mit. Zudem haben wir uns bewusst nicht für die Discounter entschieden und arbeiten daher eher mit Supermärkten wie REWE oder Edeka zusammen. Obwohl schon sehr viele Lebensmittelketten auf uns zugekommen sind. Das ist aber nicht unsere Firmenphilosophie. scharfesGELB steht für premium und Qualität. Für all die Kunden, die unseren Eierlikör nicht in ihrer Nähe erwerben können, haben wir natürlich unseren prall gefüllten Online Shop als Alternative.
»Höher schneller weiter ist nicht unser Credo. Qualität statt Quantität wird bei uns gelebt.«
Heiko Tänzer
Die Manufaktur von Ihrem Likör, sowie ein dazugehöriger Shop befindet sich im schönen Senftenberg. Wie kommt es dazu, dass sie diesen Standort für sich ausgewählt haben?
Heiko Tänzer: Da es zu Beginn der Schnapsidee die Bäckerei meines Geschäftspartners gab, in der wir auch die ersten 70 Flaschen produziert haben, lag es natürlich nahe diesen Standort zu nutzen. Und von April 2010 bis Mai 2018 haben wir diesen Standort in Senftenberg auch nicht verlassen, sondern haben ihn 2012 sogar noch aus- und umgebaut. Aus der Bäckerei wurde Ende 2012 die Eierlikör Manufaktur. Und daran sind nicht nur wir selbst schuld, sondern auch unser damaliger prominenter Partner Jürgen Drews. Wir bezeichnen diese Kooperation als unsere Rakete von scharfesGELB. Denn am 01. Mai 2011 hat der Jürgen uns auf Mallorca über Nacht in ganz Mallorca und Deutschland bekannt gemacht. Er lud uns nach Malle zur Eröffnung seines Lokals, dass Kultbistro ein und promotete unser scharfesGELB. Und wenn der König von Mallorca zur Audienz bzw. zur Eröffnung bittet, kommen da natürlich auch jede Menge Fans, Prominenz, Radio und Fernsehsender. Und dieser Tag ist für uns der erste 6er mit Superzahl gewesen. Denn bis dato gibt es davon 2 in unserer Firmenkarriere. Der zweite ist unser aktueller Standort, denn in 2017 waren wir auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Unser Platz wurde zunehmend kleiner. Eine Veränderung musste her. Geplant war auch ein Neubau im Zentrum von Senftenberg, oder wie wir sagen die „Côte d‘ Azur“ in Südbrandenburg. Senftenberg war und ist für uns der Nabel des Lausitzer Seenlands und daher wollten wir unbedingt diesen Standort behalten. Doch leider gab es keine große Auswahl an Gebäude oder freien Flächen in Senftenberg. Doch Ende 2017 konnten wir den ehemaligen Hauptsitz des Südbrandenburger Nahverkehres in Senftenberg erwerben und nach einem 5-monatigen Umbau im Mai 2018 eröffnen. Damit die Leser*innen mal eine Vorstellung vom Platz bekommen, hier mal ein paar Zahlen dazu. Die Bäckerei inkl. dem Lager hatte eine Größe von ca. 350 Quadratmeter. Nun können wir eine Fläche von 2500 Quadratmeter nutzen. Für uns war das ein Quantensprung und der nächste Schritt in die richtige Richtung.
Was sind einige der größten Herausforderungen, denen Sie als Gründer einer Likör-Manufaktur begegnet sind?
Heiko Tänzer: Wir waren natürlich im Lebensmittelbereich mit der Bäckerei unterwegs, aber die Herstellung von Spirituosen war auch für uns Neuland. Die Einhaltung des korrekten Alkoholgehaltes war genauso ein Thema wie auch die richtige Bezeichnung des Produktes für den Endverbraucher.
Da wir aber schon Unterstützung durch einige Labore in der Bäckerei hatten, konnten wir auch bei diesem Produkt auf diese zugreifen. Auch das städtische Lebensmittelamt hat uns dabei hervorragend unterstützt. Allerdings waren wir im Mai 2010 etwas niedergeschlagen, da man uns mitteilte, dass wir keinen Eierlikör herstellen und uns nahegelegt hat, das Produkt anders zu bezeichnen. Laut der Spirituosenverordnung dürfen Eierlikörproduzenten keine Milchprodukte in ihren Produkten verarbeiten und diese dann als Eierlikör deklarieren. Also reagierten wir und führten ab Ende Mai die Bezeichnung Likör aus Senftenberg ein. Das irritierte oder störte unsere Kund*innen aber überhaupt nicht. Für diese war scharfesGELB ein Eierlikör. In 2019 wurde dieses Gesetz für Eierliköre in Europa geändert und jeder Produzent konnte ab diesem Zeitpunkt Milchprodukte verarbeiten.
Welche Rolle spielt die Qualität der Zutaten und wie wählen Sie diese für Ihre Liköre aus? Kommen die Zutaten vielleicht sogar aus der Region?
Heiko Tänzer: Genauso wie viele Unternehmen in Deutschland sind auch wir darauf bedacht kurze Lieferwege zu nutzen und regionale Partner für unsere Rohstoffe an uns zu binden. In großen Teilen gelingt uns das auch. Dabei stehen die Themen Qualität und Nachhaltigkeit der Rohstoffe sehr im Fokus.
Wir wollen für unsere Kund*innen immer die beste Qualität an Rohstoffen und achten dabei auf das Thema Regionalität. Dabei nutzen wir aber auch unsere Netzwerke aus der Zeit der Bäckerei. Allerdings führen so manch politisch geforderte Voraussetzungen bzw. Themen auch uns und viele andere Unternehmen an Grenzen. Deshalb müssen wir immer wieder flexibel sein. Wir sind seit ca. 7 Jahren auf einem hohen Lebensmittelstandard, der die Grundlage für viele Listungen in den Supermärkten ist, zertifiziert. Und leben dies auch in unserem Unternehmen aber der bürokratische und finanzielle Aufwand für diese Zertifizierungen ist enorm und wächst von Jahr zu Jahr. Kleine regionale Partner können wir nicht an uns binden, da diese nicht in Lage sind diese Kosten und den Aufwand zu stemmen. Das wiederum führt dazu, dass einige Partnerschaften nicht eingegangen werden können und wir dadurch das breite Spektrum an Möglichkeiten für unseren scharfesGELB Eierlikör nicht umfänglich nutzen können. Was sehr schade ist, denn auch kleinere Unternehmen müssten erst diese hohen Hürden bewältigen, was meist erst nach Jahren möglich ist.
Der Einstieg als neue/kleine Firma in einen solchen Markt ist sicherlich nicht der Einfachste. Die jetzige Größe Ihrer Manufaktur verrät, dass Sie diesen Schritt sehr erfolgreich gemeistert haben. Welche Marketing- und Vertriebsstrategien haben Sie verwendet, um Ihre Liköre bekannt zu machen und Ihre Zielgruppe zu erreichen?
Heiko Tänzer: Damals waren wir sehr überrascht, dass die 1000 Flaschen schon nach einem Monat verkauft waren. Was dazu geführt hat, sich mit der Frage; „Bleibt scharfesGELB nur ein Produkt für die Senftenberger?“, zu beschäftigen. Da die Nachfrage nach wie vor sehr hoch war konnte diese schnell beantwortet werden. Also musste ein Marketingkonzept her. Dazu muss man wissen, dass wir die Einnahmen aus den ersten 2 Jahren zu 50 Prozent ins Marketing investieren konnten. Dieses Glück hat nicht jedes Unternehmen. Unsere Einkommen generierten wir bis 2012 aus unseren vorhandenen Tätigkeiten. Unser Marketingkonzept hatte ein klares Ziel. „Wir müssen irgendwie versuchen kostenlos unser Produkt und unsere Gesichter ins Fernsehen zu bekommen! Wie erreichen wir das?“. Dabei entstand die Idee prominente Gesichter an uns zu binden. Ein sogenanntes Testimonial musste her. Also wurden kurzerhand Pakete mit scharfesGELB Eierlikör und einem Anschreiben gepackt und an viele Prominente geschickt. Dies erfolgte meistens nur über deren Management. Der Aufwand dafür war überschaubar und mit ein wenig Glück haben wir dann den Weg zu Jürgen Drews gefunden. Der bekannteste Eierlikör-Fan Udo Lindenberg war leider vertraglich schon an eine andere Firma gebunden, kennt aber unser Produkt auch. Ein Zielgruppenkonzept gab es damals noch nicht. Ob Mann oder Frau, dass war erst einmal egal. Jeder der scharfesGELB konsumiert, verschenkt oder empfiehlt ist ein Multiplikator für uns. Und das war uns wichtig. Dennoch wussten wir schon damals, dass der Anteil an Frauen zukünftig eine größere Rolle für unser Unternehmen spielen wird. Und genau deshalb haben wir unseren Fokus zielgerichtet auf die weiblichen Kundinnen gesetzt. Man kann schon sagen das 85 Prozent unserer Kundinnen Frauen jeden Alters sind. Und wir sind auch davon überzeugt, dass scharfesGELB einen großen Anteil daran hat, warum in Deutschland wieder sehr stark Eierlikör konsumiert wird.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Likör-Manufaktur? Gibt es neue Produkte oder Expansionspläne?
Heiko Tänzer: Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir natürlich, wie auch viele andere Unternehmen, mit äußeren Einflüssen zu kämpfen aber wir sind auch genauso Unternehmer und versuchen alles um unser Produkt weiter zu entwickeln und interessant zu gestalten. Höher schneller weiter ist nicht unser Credo. Qualität statt Quantität wird bei uns gelebt. Unser Standort ist bei den Touristen und Reisebussen als Ausflugsziel sehr beliebt und wir begrüßen jedes Jahr mehrere tausende Besucher. Das wollen wir weiter ausbauen! Denn unser Grundstück lässt uns dabei noch genügend Platz um zu wachsen.
Wir überraschen gern und deshalb werden wir nicht aus dem Nähkästchen plaudern, sondern wie auch in der Vergangenheit die Kund*innen zum Staunen bringen! Aber soviel können wir verraten…es wird scharf!
Interview geführt im Juni 2023 mit Heiko Tänzer
Bild- und Videomaterial: Tänzer & Trasper GmbH