Interview mit UniRents

UniRents ist ein innovatives Startup-Unternehmen, das sich auf die Bereitstellung von Mietprodukten für ausländische Austauschstudenten spezialisiert hat. Das vorrangige Ziel bei UniRents besteht darin, Studierenden zu helfen, sowohl finanziell als auch ökologisch verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.

Oftmals stehen Studierende bei ihrer Ankunft in einer neuen Stadt vor der Herausforderung, Produkte für ihre vorübergehenden Wohnungen zu beschaffen. Dabei investieren sie in Gegenstände, die oft eine viel längere Lebensdauer haben als der tatsächliche Austauschzeitraum, sei es ein Semester oder sogar ein ganzes Jahr. Am Ende dieses Zeitraums stehen sie vor der Frage, wie sie diese Produkte entsorgen sollen und leider landen viele davon einfach im Müll. UniRents bietet während des gesamten Austauschzeitraums einen praktischen Mietdienst für Haushaltsprodukte wie Küchenessentials oder Elektrogeräten an. Dies ermöglicht den Studierenden eine bequeme und nachhaltige Option, ohne die Notwendigkeit, teure und langfristige Investitionen zu tätigen.

UniRents kurz gefasst!

Hallo lieber Davide, wir freuen uns sehr darüber, dass du dir die Zeit nimmst und uns ein paar Fragen über dich und dein Unternehmen „UniRents“ beantwortest. Vorab einmal für unsere Leser*innen, was steckt eigentlich hinter UniRents?

Davide Senigalliesi: Hallo an alle Leser*innen und vielen Dank an dich Julian für das Interview!
Hinter UniRents stehen zweifelsohne meine Träume von Unabhängigkeit und Nachhaltigkeitszielen. Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, dass ich eine unabhängige Position erreichen möchte, die mit meinen Werten übereinstimmt und ich möchte klarstellen, dass ich mit Nachhaltigkeit nicht nur ökologische Nachhaltigkeit meine, sondern auch soziale Nachhaltigkeit! UniRents reduziert nicht nur den Produktabfall -Umwelt-, sondern ermöglicht es den Studenten auch Geld zu sparen und macht möglicherweise auch ein Auslandsstudium für einige Studenten erschwinglicher -sozial-.

Was hat dich dazu inspiriert UniRents zu gründen und welche persönlichen Erfahrungen haben zur Entstehung dieser innovativen Plattform geführt?

Davide Senigalliesi: Ich wurde in Italien geboren und zog im Alter von 19 Jahren nach Deutschland, wo ich die ersten beiden Semester in einem Studentenwohnheim lebte. Im dritten Semester entschied ich mich für ein Erasmus+ Semester in den Niederlanden, wo ich in einem anderen Studentenwohnheim wohnte. Für einen konsumunfreudigen Menschen wie mich war es ziemlich irritierend, zum zweiten Mal Produkte für meine Wohnung kaufen zu müssen. In Anknüpfung an meine zuvor beschriebenen Träume und Ziele beschloss ich eine kollektive Lösung für das Problem zu finden, indem ich die am häufigsten gekauften Produkte mietete, um die mit einem Umzug als Erasmus+-Student verbundene Verschwendung von Zeit, Geld und Produkten zu reduzieren. Kurz darauf entwickelte ich die Plattform unirents.de, auf der zukünftige Austauschstudenten die Vorteile von UniRents nutzen können.

»Zunächst möchte ich sagen, dass ich die gesamte Entwicklung von UniRents - und meine eigene - als Chance sehe, meine Träume zu verwirklichen. Dabei handelt es sich um etwas, an das ich wirklich glaube, weshalb es bisher nie einen Schritt gab bei dem die Arbeit zu schwer oder ich unmotiviert war. Ich habe immer daran gedacht, dass man um Ziele zu erreichen, den Kopf einziehen, lernen, arbeiten, Fehler machen und sich selbst korrigieren muss.«

Davide Senigalliesi

Kannst du für uns einmal beschreiben, wie groß dieser Schritt für dich persönlich war, eine solche Plattform aufzubauen und ein Unternehmen zu gründen. Kannst du dich UniRents bereits Vollzeit widmen?

Davide Senigalliesi: Zunächst möchte ich sagen, dass ich die gesamte Entwicklung von UniRents – und meine eigene – als Chance sehe, meine Träume zu verwirklichen. Dabei handelt es sich um etwas, an das ich wirklich glaube, weshalb es bisher nie einen Schritt gab, bei dem die Arbeit zu schwer war oder ich unmotiviert war. Ich habe immer daran gedacht, dass man um Ziele zu erreichen, den Kopf einziehen, lernen, arbeiten, Fehler machen und sich selbst korrigieren muss. Im Moment bin ich dabei zu lernen, wie man eine E-Commerce-Website aufbaut, wie man B2B-Kaltmarketing betreibt, wie man ein Produkt den verschiedenen Akteuren vorstellt, wie man ein Netzwerk aufbaut und viele andere Dinge. Das macht mir allerdings keine Angst, sondern ermutigt mich!

Im Moment ist meine Priorität das Studium und deshalb kann ich nicht sagen, dass ich mich zu 100% engagieren kann. Aber abgesehen davon kann ich sagen, dass es keine anderen Projekte gibt, über die ich mir mehr Gedanken mache als darüber, wie ich UniRents jeden Tag besser machen kann.

 

Welche besonderen Herausforderungen hast du während der Gründungsphase von UniRents erlebt und wie hast du sie gemeistert? Hast du vielleicht sogar Hilfe im Opp:Lab der TH Wildau (Coworkingspace und Gründerzentrum) bekommen?

Davide Senigalliesi: In der Anfangsphase muss ich sagen, dass der komplizierteste Teil darin bestand, herauszufinden was ich eigentlich tun wollte und in welcher Reihenfolge ich vorgehen musste. Der Anfang war ziemlich chaotisch… wenn ich zurückblicke, würde ich einen David sehen, der mit dem letzten Anstrich eines Autos angefangen hat.

Ende August 2023, als UniRents ins Leben gerufen wurde, d.h. 8 Monate nach der Konzeption, muss ich sagen, dass glücklicherweise alle notwendigen Teile endlich an ihrem Platz waren. Ich sage „zum Glück“, weil bei einem halbjährlichen Geschäft wie diesem hätte eine kleine Verzögerung möglicherweise den Start auf das nächste Semester verschieben können. Das wäre wahrscheinlich sehr demotivierend gewesen, 14 Monate lang zu arbeiten, ohne Ergebnisse zu sehen.
Die Hilfe vom Opp:Lab kam an, wenn auch nicht während der Gründung, aber sicherlich haben die Beratungen mit den Startup-Mentoren oft einen großen Beitrag bei der Entwicklung von Schlüsselelementen des Geschäftsmodells geleistet.

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Inwiefern trägt UniRents zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen bei, besonders wenn es darum geht, dass Studierende temporär Haushaltsgegenstände leihen können, anstatt sie neu zu kaufen?

Davide Senigalliesi: Ich bezeichne UniRents gerne als einen Optimierungsservice für Austauschstudenten. Und genau das ist der Ursprung des Ganzen. Gegenwärtig ist die einzige Dienstleistung das Mietsystem, aber das hat viele Vorteile!
Die Studenten können aus einer diskreten Auswahl von Produkten – von denen man annimmt, dass sie von den Studenten am häufigsten gekauft werden – wählen, um sie für ein oder zwei Semester zu mieten und zwar zu Preisen, die deutlich unter denen im Handel liegen. Im Preis inbegriffen ist auch die kostenlose Lieferung in die neue Wohnung des Kunden und sogar der Abholservice am Ende des Semesters.
Die Studenten tragen somit zu einem Modell der Kreislaufwirtschaft bei, dass die Wiederverwendung von Produkten und die Verringerung von Abfällen – ökologische Nachhaltigkeit – gewährleistet. Sie profitieren von ermäßigten Preisen und Produkten, die sie sofort nach ihrer Ankunft erhalten, sodass sie ihre Erasmus-Erfahrung sofort genießen können… und ganz nebenbei auch noch etwas Geld sparen.

Wie war der Prozess der Akquise von Nutzern und Anbietern für UniRents in den Anfangsphasen und welche Methoden hast du verwendet, um Kontakt zur Zielgruppe herzustellen?

Davide Senigalliesi: Der Prozess der Kundenakquise führt unweigerlich über die Universitäten. Heutzutage kommen Austauschstudenten aus allen Ecken der Welt und es wäre ineffektiv, sich bei der Vermarktung über soziale Medien nur an die Studenten einer einzigen Universität zu wenden. Meine Idee war also, meine Hochschule – die TH Wildau – und die Humbold-Universität in Berlin zu kontaktieren, ihnen meinen Service und alle Vorteile (für die Studenten, die Hochschulen und die Umwelt) vorzustellen und sie, sobald ich ihr Interesse geweckt hatte, um Kommunikationsunterstützung zu bitten. Ohne mich in Details zu verlieren, das war’s. Nach vielen Treffen und einem regen E-Mail-Verkehr warben beide Universitäten Ende August bei ihren neuen Studenten für UniRents.
Im Moment ist UniRents nicht auf externe Lieferanten oder Partner angewiesen, da ich die Fixkosten so niedrig wie möglich halten wollte, vor allem in dieser ersten Validierungsphase. Ich kaufe Produkte von B2C-Anbietern (Business-to-Consumer) und die Logistik wird intern abgewickelt.

Wir haben bemerkt, dass du bereits ein kleines Team um dich herum für UniRents aufgebaut hast. Könntest du uns bitte mehr über die Mitglieder deines Teams erzählen, insbesondere welche Positionen sie innehaben und welche Rolle sie bei UniRents spielen? Besteht aktuell der Bedarf, dass weitere Personen eurem Team beitreten werden?

Davide Senigalliesi:Richtig, ich habe ein kleines Team, aber ich muss leider gleich sagen, dass keiner von ihnen ein Angestellter oder Aktionär von UniRents ist. Mein Team besteht aus Freunden, die nachdem sie von meinem Projekt gehört hatten, spontan anboten mir zu helfen, da sie die Vision und die Werte von UniRents teilen. Ihr Hauptbeitrag war die Beratung bei den verschiedenen Treffen, die wir im Laufe der Monate hatten. Wenn ich Meinungen von außen hören wollte muss ich sagen, 

dass Denis, Misha und Bernat wirklich hilfreich waren! Denis und Misha haben mir auch bei den Lieferungen in den ersten beiden Semestern sehr geholfen. Ich glaube, ich habe deutlich gemacht, dass ich fast alles selbst machen konnte und dies hat es mir ermöglicht kein Geld für eine Miete auszugeben die eine große Ausgabe und vielleicht sogar eine Einschränkung gewesen wäre. Im Moment sind die Gewinne von UniRents noch recht begrenzt. Wenn also jemand Interesse daran hat einen Beitrag zu leisten, wie es das derzeitige Team tut oder daran interessiert ist ein Mitgründer zu werden, welcher viel Erfahrung in der Geschäftsentwicklung und bei Expansionsstrategien einbringen kann, stehe ich unter davide@unirents.de zur Verfügung.

Kannst du uns Beispiele für die verschiedenen Arten von Gegenständen nennen, die über UniRents ausgeliehen werden können und wie du sicherstellst, dass die Qualität dieser Gegenstände den Erwartungen entspricht?

Davide Senigalliesi: In dieser ersten Validierungsphase habe ich versucht ein Produktangebot zu schaffen, welches gut genug ist aber für mich keine zu hohen Anschaffungskosten mit sich bringt. Küchenprodukte zum Kochen und Essen, sowie „Wohnzimmer“-Produkte sind die vorherrschenden Kategorien, d. h. alle Produkte mit einem geringen Verhältnis zwischen Größe und Kosten.
UniRents verpflichtet sich nur Produkte in gutem Zustand zu liefern – unser Ruf würde sonst auf dem Spiel stehen -. Für künftige Semester wird es auf der Website möglich sein, Produkte danach auszuwählen, wie oft sie benutzt worden sind und dementsprechend zu bezahlen.

Welche Vision hast du für die langfristige Entwicklung von UniRents, sowohl in Bezug auf das Wachstum der Plattform als auch auf ihre zukünftige Rolle im Bereich des Leihens und Teilens von Gegenständen?

Davide Senigalliesi:Wie bereits erwähnt, sehe ich UniRents als einen Optimierungsservice für Austauschstudenten. Im Moment ist der einzige Service die Vermietung (mit Lieferung und Kundenbetreuung), dementsprechend ist die Produktvielfalt begrenzt und nur in Berlin verfügbar.
Ein wichtiger Teil der Entwicklungsstrategie ist eindeutig die geografische Ausweitung der verfügbaren Produkte und des Kundenstamms (auch außerhalb der Studenten), die erst nach erfolgreichem Durchlaufen der Validierungsphasen möglich sein wird. In meiner Einschätzung gibt es viele hochwertige Dienstleistungen, die im Vergleich zu den umfassenden Unterstützungsleistungen, die UniRents seinen Kunden bieten kann, mit vergleichsweise niedrigen Implementierungskosten verbunden sind. Ich entschuldige mich für die allgemeine und unbefriedigende Antwort aber ich möchte keine Versprechungen machen oder falsche Garantien geben!

Welchen Rat würdest du anderen angehenden Gründern geben, die ihre eigene Geschäftsidee verwirklichen möchten und welche wichtigen Erkenntnisse hast du aus deiner eigenen Gründungserfahrung gewonnen?

Davide Senigalliesi:TU ES UND SEI ES!
Es ist kein Witz, wenn du eine Idee hast, dann mach sie wahr! Die Eigenschaft, die ich an mir selbst am meisten schätze ist, dass ich ein „Macher“ bin und nur deshalb konnte ich mein Start-up gründen und bereits mit 22 Jahren meine ersten Kunden haben – eine Leistung, die mich sehr stolz macht!
Eine wichtige Lektion? Kauft nicht zuerst Farbe, wenn ihr eine neue Maschine entwerfen müsst… wie ich schon sagte: „Tut es einfach“, aber tut es mit Verstand! Beginne mit dem Konzept, das du dir ausgedacht hast und entwickle es bis ins kleinste Detail, wobei du alle Dimensionen eines Unternehmens berücksichtigst. Sobald diese Entwurfsphase vorbei ist, drück auf das Gaspedal und sei mehr denn je bereit zu scheitern. Lerne von den Misserfolgen und schau was du im Vorfeld anders machen kannst und wie du dich von Rückschlägen erholst.

Interview geführt im Semptember 2023 mit Davide Senigalliesi

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